Richard M. Meyer

Richard Moritz Meyer war ein bedeutender deutscher Germanist und Literaturhistoriker. Als Sohn des jüdischen Bankiers Friedrich Meyer entstammte er einer wohlhabenden Familie, was ihm finanzielle Unabhängigkeit und die Möglichkeit bot, als Mäzen für Schriftsteller und Künstler zu wirken.

Meyer studierte Germanistik in Leipzig, Berlin und Straßburg, beeinflusst von namhaften Gelehrten wie Wilhelm Scherer, dessen Schüler er sich zeitlebens verbunden fühlte. 1886 habilitierte er sich mit einer Arbeit über Jonathan Swift und Georg Christoph Lichtenberg und begann seine Lehrtätigkeit als Privatdozent an der Berliner Universität. 1901 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt.

Seine wissenschaftlichen Interessen umfassten die deutsche Grammatik sowie die altgermanische, neuhochdeutsche und neuere Literaturgeschichte. Meyer vertrat einen weiten Literaturbegriff, der auch Zeitungs- und Feuilletontexte einschloss, und verfolgte einen empirischen Ansatz in der Literaturwissenschaft.

Neben seiner akademischen Tätigkeit war Meyer ein engagierter Mäzen. Ab 1888 unterstützte er den Philosophen Friedrich Nietzsche finanziell und ermöglichte dessen Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche den Erwerb der Villa Silberblick in Weimar. In seinem Berliner Stadtpalais in der Voßstraße führte er mit seiner Frau Estella einen literarischen Salon, der Treffpunkt für Persönlichkeiten wie Stefan George, Thomas Mann und Gerhart Hauptmann war.

Zu seinen bedeutendsten Werken zählen die dreibändige Biografie über Johann Wolfgang von Goethe (1895) und die „Deutsche Literatur des neunzehnten Jahrhunderts„ (1900), die breite Anerkennung fanden. Seine „Deutsche Stilistik„ (1906) und die Herausgabe von „Goethe und seine Freunde im Briefwechsel„ (1909–1911) unterstreichen seine umfassende Beschäftigung mit der deutschen Literatur.

Meyer verstarb am 8. Oktober 1914 in Berlin und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Schönhauser Allee beigesetzt. Sein wissenschaftliches Werk und sein Engagement als Förderer der Künste hinterließen einen prägenden Einfluss auf die Germanistik und die literarische Landschaft seiner Zeit.