Barthélemy Prosper Enfantin

Barthélemy Prosper Enfantin (1796–1864) war ein französischer Sozialreformer und einer der Hauptvertreter des Saint-Simonismus, einer sozialistischen Bewegung des frühen 19. Jahrhunderts. Geboren am 8. Februar 1796 in Paris als Sohn eines Bankiers, trat er 1813 in die École Polytechnique ein. Nach verschiedenen Tätigkeiten, darunter als Weinhändler und Bankier in Sankt Petersburg, kehrte er 1823 nach Paris zurück und wurde Kassierer bei der Caisse Hypothécaire.

1825 lernte Enfantin Olinde Rodrigues kennen, der ihn mit dem Grafen de Saint-Simon bekannt machte. Nach Saint-Simons Tod 1825 wurde Enfantin zu einem der führenden Köpfe der Bewegung. Gemeinsam mit Amand Bazard leitete er die Gruppe, wobei er sich auf soziale und moralische Reformen konzentrierte. Nach der Julirevolution 1830 widmete er sich vollständig der Sache des Saint-Simonismus, verfasste Beiträge für die Zeitschrift „Le Globe„ und hielt öffentliche Predigten.

Enfantin propagierte eine neue Gesellschaftsordnung, die unter anderem die traditionelle Ehe durch freiere Beziehungsformen ersetzen sollte. Diese Ansichten führten zu Spannungen innerhalb der Bewegung, und schließlich übernahm Enfantin die alleinige Führung. Er gründete eine Modellgemeinschaft in Ménilmontant, Paris, die jedoch 1832 von den Behörden aufgelöst wurde. Enfantin wurde verhaftet und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.

Nach seiner Freilassung reiste Enfantin nach Ägypten, wo er die Idee eines Kanals durch die Landenge von Suez unterstützte. Später kehrte er nach Frankreich zurück und engagierte sich im Eisenbahnbau, unter anderem bei der Gründung der Compagnie des chemins de fer de Lyon im Jahr 1845.

Enfantin starb am 31. August 1864 in Paris. Sein Wirken beeinflusste die sozialen und industriellen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts maßgeblich.